Chronologie
Autorin: Bettina Baumgärtel

30.10.1741 geboren in Chur, heute Reichsgasse 57, als einziges Kind von Johann Joseph Kauffmann und Cleophea Lutz

6.11.1741 Taufe in der Kathedrale zu Chur

1742  siedelt die Familie nach Morbegno ins Schweizer Veltlin

ab ca. 1745 zeigt das Mädchen künstlerisches Talent, der Vater erteilt ihr Zeichenunterricht, die Mutter unterrichtet sie im Lesen, Schreiben und in der Musik

1750 fertigt die Neunjährige die ersten Bildnisse in Pastell an

1752 der Vater holt seinen Sohn wohl aus erster Ehe, Franz Joseph Kauffmann, in die Familie und unterrichtet beide Kinder gemeinsam in der Kunst. Umzug nach Como, in die von Österreich beherrschte Lombardei. Hier regieren die Grafen von Salis, die wichtigsten Auftraggeber des Vaters und später auch der Tochter

Um 1753 erstes Selbstbildnis als Sängerin mit Notenblatt (Abb. 12) sie erhält Gesangsunterricht

1754-1757 erste Italienreise, Aufenthalt in Mailand am Hof des Herzogs Modena d´Este, malt die Porträts der Herzogin von Modena, des Weihbischofs von Mailand, Kardinal Pozzobonelli und des österreichischen Diplomaten Karl Joseph Graf Firmian; erste Kopien nach Alten Meistern entstehen

1.3.1757 nach dem Tod der Mutter in Mailand entscheidet sie sich gegen die Karriere als Sängerin und für den Beruf der Malerin: Selbstbildnis am Scheideweg zwischen Musik und Malerei (Abb. 13). Vater und Tochter malen in der Pfarrkirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Schwarzenberg Decken- und Wandfresken, die einzigen Fresken der Malerin.

1758-60 Porträtaufträge in Meersburg und auf Schloss Montfort in Tettnang

ab ca. 1758/59 zweite Italienreise, Aufenthalt in Mailand

1761/62 Zwischenaufenthalte in Piacenza, Parma (Correggio-Studien), Reggio, Modena, Bologna, studiert Reni und Annibale Carracci

5. 10. 1762 Ehrenmitglied der Accademia Clementina di Bologna (Abb. 8)

ab Juni 1762 erhält sie in Florenz in der Medici-Sammlung ein separates Studio, da es sich als Frau nicht schickt, mit den männlichen Kollegen in einem Raum zu arbeiten. Sie fertigt Kopien nach G. Cagnacci, Domenichino, Guercino (s. Abb. 23), Raffael, Rembrandt, A. Tiarini und F. Vanni

10. 10. 1762 Aufnahme in der Accademia di Disegno von Florenz, sie knüpft wichtige Kontakte zu englischen Grand-Tour-Reisenden und malt zahlreiche Porträts; Freundschaft mit dem amerikanischen Maler Benjamin West, später Direktor der R.A. in London. Erster Kontakt zu Johann Friedrich Reiffenstein (1719-1793) (Abb. 24). Es entstehen erste Radierungen wie Susanna und die beiden Alten.

ab 1763 inspiriert sie ihr erster Aufenthalt in Rom zu ihren ersten klassizistischen Historiengemälden im großen Format wie Bacchus und Ariadne (Abb. 25), sie studiert die Antiken und zeichnet unerlaubt männliche Akte [PDF-Datei].

Juli 1763-April 1764 kopiert sie in Neapel Werke der Galleria di Capodimonte (Abb. 26). Porträts vor allem englischer und schottischer Grand-Tour-Reisender, die sie auch in London fördern werden, entstehen:  John Parker, später 1st Baron Boringdon; Brownlow Cecil, 9th Earl of Exeter oder dem Schauspieler David Garrick.

April 1764 Rückkehr nach Rom, mit dem Porträt des Altertumsforschers Johann Joachim Winckelmann gelingt ihr der Durchbruch zum Erfolg (Zürich, Kunsthaus, 1764) [Bildergalerie]. Der englische Maler Nathaniel Dance und der elsässische Musiker Jean Gaspard Weiss machen ihr den Hof.

5. Mai 1765 Mitglied der Accademia di San Luca, Aufnahmestück Die Hoffnung – La Speranza (Rom, Galleria Accademia di S. Luca. Das Bildnis von David Garrick [Bildergalerie], ausgestellt auf der Free Society of Artists, macht sie vor ihrer Ankunft in London allseits bekannt.

ab Juli 1765 reist sie erstmals ohne ihren Vater über Bologna nach Venedig und in Begleitung von Lady Bridget Wentworth Murray, der Frau des englischen Gesandten, von Venedig nach London. Während des Zwischenaufenthalts in Paris bewundert sie besonders Werke von Peter Paul Rubens.

ab Juni 1766 eröffnet sie in London ein repräsentatives Atelier, zuerst in der Suffolk Street, Charing Cross, später am Golden Square. Sie besucht Joshua Reynolds in seinem Atelier, der sie fördert, sie porträtieren sich gegenseitig (Abb. 27).

ab 1766 beflügeln ein Netz weiblicher „patronage“ und gute Kontakte zum englischen Hof  ihren Start in England: Auftrag der Königinmutter für ein Porträt ihrer Tochter Augusta Friederike Luise, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, Prinzessin von Großbritannien, mit Prinz Charles George Augustus (London, The Royal Collection, Buckingham Palace) und Bildnis der Charlotte Sophie, Königin von England, mit Prinz Georg IV. als Genius der Künste (ehem. London, The Royal Collection, Buckingham Palace) [Bildergalerie]. Die englische Presse verfasst positive Kritiken.

im Frühjahr 1767 kommt ihr Vater Johann Joseph Kauffmann mit ihrer Cousine Rosa Florini, die später den Architekten Giuseppe Bonomi d. Ä. heiratet, nach London.

November 1767 heimliche Heirat mit dem Heiratsschwindler Friedrich Graf de Horn.

Februar 1768 Ungültigkeitserklärung der Ehe mit dem falschen Grafen de Horn.

Beteiligung an der Ausstellung der Society of Artists in London zu Ehren von Christian VII. (s. WVZ, Bildergalerie) mit drei innovativen Historiengemälden nach Homer und Vergil wie Hektors Abschied von Andromache oder Penelope holt den Bogen des Odysseus (Plympton, Saltram House, ehem. Sammlung von John und Theresa Parker).

Dezember 1768 Ernennung zum Gründungsmitglied der Royal Academy of Art. Neben der Stilllebenmalerin Mary Moser bleibt sie für die nächsten 200 Jahre eines der zwei einzigen weiblichen Mitglieder der Akademie (Abb. 28).

1769 Eröffnungsausstellung der Royal Academy mit wegweisenden Historiengemälden:  Hektors Abschied von Andromache; Venus zeigt Aeneas und Achates den Weg nach Karthago und Odysseus entdeckt Achill unter den Töchtern des Lykomedes. Die gesamte Serie wird durch Initiative von Lady Theresa Parker für Saltram House erworben [http://www.nationaltrust.org.uk/saltram]. Briefwechsel mit dem Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock.

ab 1770 Historien zur alten englischen Geschichte Vortigern und Rowena (Plympton, Saltram House, The National Trust), Eleanora saugt Gift aus der Wunde ihres Mannes, König Edward I. (Abb. 29) Bis ins 19. Jahrhundert bleiben diese Bilder vorbildlich für die britisch-nationale Historienmalerei.

Ihre Begeisterung für die Literatur und die Freundschaften mit den führenden Literaten ihrer Zeit regen sie zu neuen Bildfindungen an: Inibaca gibt sich Trenmore zu erkennen nach Ossian von James Macphersonoder Die Irre Marie zu Laurence Sternes Sentimental Journey, eines der meist verbreiteten Motive Kauffmanns. Beginn der Zusammenarbeit mit dem Kupferstecher William Wynne Ryland und zahlreichen anderen Stechern [Reproduktionsgraphik] (Abb. 30).

Sommer 1771 sechsmonatige Reise nach Irland, sie porträtiert zahlreiche Vertreter des irischen Adels wie Lord Ely mit Familie oder Lord Townshend
[http://www.nationalgallery.ie/Collection].

ab 1772 entstehen gemeinsame Radierungen mit ihrem zukünftigen Schwager Giuseppe Carlo Zucchi.

1773 wird sie neben Joshua Reynolds, Nathaniel Dance, James Barry und Giovanni Battista Cipriani als einzige Frau für die Ausmalung mit Historienszenen der St. Pauls Kathedrale in London ausgewählt. Das Projekt wird nicht verwirklicht.

1775 geht sie erfolgreich gegen das Gemälde The Conjurer von Nathaniel Hone vor, das Reynolds und sie verunglimpft, sie lässt es von der Ausstellung der Royal Academy entfernen.

ab 1776 werden ihre Ölgemälde von Matthew Boulton in der neu entwickelten Technik der Mechanical Paintings vervielfältigt, um sie serienweise als Innenraumdekorationen zu nutzen [Definition mechanical painting: die sogenannte „Polytypie“ ist ein farbiges Reproduktionsverfahren nach Ölgemälden, das erstmals durch Matthew Boulton (1728-1809)  und Francis Eginton (1737-1805) entwickelt wurde.

ab 1778 belegen Preislisten ihrer Gemälde ihren kommerziellen Erfolg.

1780 vollendet sie mit Bravour den ehrenvollen Auftrag zu vier Deckengemälden Invention, Composition, Design und Colouring für den Sitz der Royal Academy im Somerset House (Abb. 31-34). W. W. Ryland stellt 18 Gemälde und 128 Graphiken nach ihren Gemälden aus. Die Modewelle Kauffmann hat ihren Höhepunkt erreicht.

Abb. 12 Selbstbildnis als Sängerin mit Notenblatt (Detail), um 1753, Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Inv. Nr. Gem 303 © Foto Tiroler Landesmuseen
Abb. 12 Selbstbildnis als Sängerin mit Notenblatt (Detail), um 1753
Abb. 13 Selbstbildnis am Scheideweg zwischen Malerei und Musik (Detail), 1792, Moskau, Puschkin Museum © Foto Inken M. Holubec, Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 13 Selbstbildnis am Scheideweg zwischen Malerei und Musik, 1792
Abb. 8 Akademiediplom, Bologna, Accademia Clementina, 1762, Bregenz, vorarlberg museum
Abb. 8 Akademiediplom, Bologna, Accademia Clementina, 1762
Abb. 24 Bildnis J. F. Reiffenstein, um 1793-94, Privatbesitz, langfristige Leihgabe in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Inv. Lg.2093 © Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 24 Bildnis J. F. Reiffenstein, um 1793-94
Abb. 25 Bacchus und Ariadne, 1764, Bregenz, Städtische Sammlung © Bregenz, vorarlberg museum
Abb. 25 Bacchus und Ariadne, 1764
Abb. 26 Angelika Kauffmann nach Correggio: Die Verlobung der hl. Katharina, um 1763/64, Schwarzenberg, Privatsammlung © Adolf Bereuter, Archiv der Autorin
Abb. 26 Angelika Kauffmann nach Correggio: Die Verlobung der hl. Katharina, um 1763/64
Abb. 27 Francesco Bartolozzi, nach Joshua Reynolds: Bildnis Angelika Kauffmann, 1780, Punktierstich © Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 27 Francesco Bartolozzi, nach Joshua Reynolds: Bildnis Angelika Kauffmann, 1780, Punktierstich
Abb. 28 Mary Moser: Selbstbildnis, um 1780, Schaffhausen, Museum zu Allerheiligen, Sturzenegger-Stiftung © Ausst. Kat. Düsseldorf 1998, S. 193, Kat. Nr. 74
Abb. 28 Mary Moser: Selbstbildnis, um 1780
Abb. 29 Eleanora saugt Gift aus der Wunde König Eduards I., 1776, Vorarlberg, Privatsammlung © Christian Grabher
Abb. 29 Eleanora saugt Gift aus der Wunde König Eduards I., 1776
Abb. 30 W. W. Ryland, nach Angelika Kauffmann: Maria Moulines, Punktierstich 1778 © Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 30 W. W. Ryland, nach Angelika Kauffmann: Maria Moulines, Punktierstich 1778
Abb. 31 Angelika Kauffmann: Erfindung - Invention, 1780, London, Royal Academy, Burlington House © Foto Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 31 Angelika Kauffmann: Erfindung - Invention, 1780
Abb. 32 Angelika Kauffmann: Komposition - Composition, 1780, London, Royal Academy, Burlington House © Foto Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 32 Angelika Kauffmann: Komposition - Composition, 1780
Abb. 32 Angelika Kauffmann: Zeichnung - Designo, 1780, London, Royal Academy, Burlington House © Foto Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 32 Angelika Kauffmann: Zeichnung - Designo, 1780
Abb. 32 Angelika Kauffmann: Farbe - Colouring, 1780, London, Royal Academy, Burlington House © Foto Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 32 Angelika Kauffmann: Farbe - Colouring, 1780

1781 Ehevertrag und Heirat mit dem venezianischen Maler Antonio Zucchi [Abb. 16, PDF-Datei]. Neuauflage ihrer Radierungen, teils mit Aquatinta in Braun und Rot, in London durch den Verleger John Boydell

Juli 1781 Abreise von London über Flandern, mit Kurzaufenthalt in Schwarzenberg, über Innsbruck, Verona und Padua

Oktober 1781- April 1782 lernt sie in Venedig den zukünftige russische Zaren Paul I. mit seiner Frau Sophie Dorothea Auguste von Württemberg kennen (Leonardo stirbt in den Armen Franz I., 1782) und arbeitet für führende Adelsfamilien Norditaliens.

Abb. 16 Ehevertrag Kauffmann-Zucchi, 10. Juli 1781, Detail © Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 16 Ehevertrag Kauffmann-Zucchi, 10. Juli 1781, Detail

1781-1796 gibt Antonio Zucchi (fortgeführt von A. Kauffmann bis 1798) in der Memoria delle piture[sic] fatte d’Angelica Kauffman Auskunft über die wichtigsten Gemälde seiner Frau und deren internationalem Kreis von Auftraggebern, viele aus Polen und Russland wie Prinz Nikolai Yusupov von Russland oder Stanislav II. Poniatowski, König von Polen (Abb. 35).

1782 Tod ihres Vaters und ihrer Tante Anna Maria Florini, der Schwester ihres Vaters, in Venedig; Ehrenmitgliedschaft der Accademia di Venezia.

Mai 1782 bezieht sie mit ihrem Mann in Rom am Trinità dei Monti in der Via Sistina einen ehemals von Anton Raphael Mengs bewohnten Palazzo und eröffnet eines der renommiertesten Ateliers von Rom, ihr Mann assistiert ihr.

Sommer 1782 und 1784 während der Aufenthalte am Hof der Königin Maria Karoline von Neapel bereitet sie das große Familienbildnis der Königsfamilie Ferdinand IV. und Maria Karoline von Neapel und beider Sizilien mit Kindern vor [Bildergalerie].

Abb. 35 Angelika Kauffmann: Vergil liest aus seiner Aeneis Augustus und Oktavia, die in Ohnmacht fällt, vor, 1788, St. Petersburg, Eremitage © Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 35 Angelika Kauffmann: Vergil liest aus seiner Aeneis Augustus und Oktavia, die in Ohnmacht fällt, vor, 1788

Dezember 1784 zum Besuch von Joseph II., Kaiser von Österreich, Aufträge zu zwei großen Historienbildern (Herman von Thusnelda bekrönt; Aeneas trauert um Pallas, den von Turnus getöteten Sohn Evanders, Wien, Kunsthistorisches Museum, Kriegsverlust) (Abb. 36) [Bildergalerie].

Sommer 1785 gibt sie am Hof von Neapel für die Prinzessinnen Zeichenunterricht, lehnt das Angebot, Hofkünstlerin zu werden, ab. Sie vollendet vielfigurige Historiengemälde für Katharina II. d. Gr. Servius Tullius;  Achill unter den Töchtern des Lykomedes (1789); für Maria Karoline Cornelia, die Mutter der Gracchen [Rezeption]; Julia, die Gattin des Pompeius, fällt in Ohnmacht (Weimar, Kunstsammlungen zu Weimar), für George Bowles Plinius d. J. mit seiner Mutter beim Vesuvausbruch; Vergil auf seinem Totenbett.

ab 1785 erwirbt sie in Nachbarschaft zum Papst eine Villa in Castel Gandolfo, wo sie den Sommer mit Freunden verbringt. Sie fördert viele junge Künstler, auch Giovanni Battista Dell´Era, der ihre Werke kopiert [Kopisten und Nachfolger].

1785/1786 erscheint von G. G. de Rossi in der Zeitschrift Memorie per le Belle Arti eine erste kunsthistorische und kunsttheoretisch fundierte Würdigung zu ihrem Leben und Werk, sie wird Malerin der Grazien (pittrice delle grazie) oder Mutter der Künste und der Künstler genannt.

Abb. 36 Herrmann von Thusnelda bekrönt, Skizze, um 1784, Bregenz, vorarlberg museum © Bregenz, vorarlberg museum
Abb. 36 Herrmann von Thusnelda bekrönt, Skizze, um 1784

1786-1788 kommt Johann Wolfgang von Goethe nach Rom, Kauffmann wird seine Vertraute und porträtiert ihn  [Klatsch]. In ihrem Salon liest Goethe aus seinem Drama Iphigenie auf Tauris, Kauffmann schenkt ihm dazu eine  Zeichnung [Rezeption] (Abb. 37). Reges Salonleben mit prominenten Gästen, darunter auch der englische Sammler und Bankier Thomas Jenkins, der Bildhauer Antonio Canova, die Kupferstecher Domenico Cunego, Raffael Morghen und Giovanni Volpato, Goethes Freundin Magdalena Riggi, der Gemmenschneider Giovanni Pichler oder Louise von Anhalt-Dessau.

1788 besucht Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach in Begleitung des Dichters Johann Gottfried Herder Rom. Kauffmann zählt zu den engsten Vertrauten des Weimarer Künstlerkreises mit Johann Friedrich Reiffenstein, Friedrich Bury, Jakob Philipp Hackert, Aloys Ludwig Hirt und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein [Rezeption].

1789 porträtiert sie Johann Friedrich Herder (Frankfurt/M., Goethe-Museum). Ihr Selbstbildnis für die berühmte Galerie der Künstler-Selbstbildnisse des Großherzogs der Toskana wird neben das von Michelangelo gehängt (s. Abb. 18). Der Verleger John Alderman Boydell läd sie ein, an der Shakespeare Gallery teilzunehmen, damit gehört sie weiterhin zur Riege der besten Figurenmaler Englands. Führende Künstler Italiens, auch Kauffmann, werden durch Kardinal Francesco Carrara beauftragt, biblische Szenen für die Cappella Bartholomeo Colleoni in Bergamo zu malen (Abb. 38).

1791 erhält sie den ersten und einzigen Auftrag des Papstes Pius VI., für die Cappella Svizzera in der Santa Basilica in Loreto ein Altarbild zu malen. In dieser Zeit entsteht ihr wichtigstes Selbstbildnis am Scheideweg zwischen Musik und Malerei (s. Abb. 13), das Bildnis der Attitüden-Künstlerin Emma Hamilton Lady Hamilton als Komische Muse und das große Familienbildnis der Fürstin Katharina Petrowa Bariatinskaja, geb. Prinzessin von Holstein-Beck (Abb. 39).

1792 treten in ihrem Salon die Stegreifvirtuosinnen Fortunata Sulgher Fantastici und Teresa Bandettini Landucci de Lucca auf und huldigen ihr mit Gedichten. Sie lernt die Malerin Elisabeth Vigée Le Brun (s. Abb. 19), die während der Französischen Revolution ins Exil geht, kennen. Kauffmanns Salon gilt als „Tempel des weiblichen Ruhmes“.

26.12.1795  Tod ihres Ehemannes Antonio Zucchi, ihr Cousin Johann (Giovanni) Kauffmann kommt zu ihrer Unterstützung nach Rom.

1798 besetzen die französischen Truppen Rom, ihr Atelier bleibt vor Plünderungen verschont, sie muss die Entwertung ihres Vermögens in Kauf nehmen.

ca. 1801 letztes Selbstbildnis (Abb. 21).

1802  Genesungsreise nach Como in Begleitung ihres Cousins Giovanni Kauffmann; Zwischenaufenthalt in Venedig, Rückreise über Padua, Rovigo, Ferrara, Bologna nach Florenz; sie schenkt der Pfarrkirche von Schwarzenberg in Vorarlberg das Hochaltarblatt Die Krönung der Hl. Maria [Bildergalerie].

1803 Freundschaft  mit der Schriftstellerin Friederike Brun und ihre Tochter, der Attüdendarstellerin Ida Brun  [Rezeption]. Sie verfasst ein neues Testament, verbrennt Briefe und Schuldscheine und verfügt eine Armenstiftung.

ab 1804 Neuauflage ihrer Radierungen durch den Verleger John P. Thompson in London.

1805 Besuch und letzter großer Porträtauftrag Bildnis des Kronprinzen Ludwig I. von Bayern.

1806 Sommeraufenthalt in Albano zur Genesung des Rheumatismus; sie vollendet ihre letztes Altarblatt Die Geburt Johannes des Täufers für den Grafen Francesco Martinengo da Barco in Brescia.

5.11.1807 stirbt Angelika Kauffmann nach kurzer Krankheit. Die Accademia di San Luca richtet ihr ein ehrenvolles Begräbnis aus, ihr Sarg wird von ihren letzten großen Werken begleitet. Eine große Menschenmenge nimmt an der Beisetzung  in S. Andrea delle Fratte teil. Sie hinterlässt eine reiche Kunst- und Büchersammlung und beerbt großzügig ihre Verwandten in Vorarlberg.

1809 wird ihre Bildnisbüste (Abb. 22) von ihrem Vetter Johann Peter Kaufmann neben Raffaels Büste im Pantheon zu Rom aufgestellt.

1810/1811 erscheint die erste Publikation der Vita di Angelica Kauffman Pittrice von G.G. de Rossi, auf der Grundlage der ungedruckten Memorie Istoriche di Angelica Kauffman-Zucchi, von 1788/89.

1892/93 Francis Gerard gibt eine Biographie mit einem ersten Verzeichnis der Werke Angelika Kauffmanns hauptsächlich in englischen Sammlungen heraus.

1908 findet in Österreich im Vorarlberger Landesmuseum Bregenz die erste Gedächtnisausstellung statt.

1924 geben Lady Victoria Manners und George Charles Williamson eine Biographie mit einem Verzeichnis von Werken, hauptsächlich in englischen Sammlungen heraus, zusammen mit der englischen Übersetzung von A. Zucchis „Memorandum of Paintings“, bleibt die Publikation lange als Nachschlagewerk maßgeblich.

1941 erste Gedächtnisausstellung in der Schweiz im Kunstmuseum Chur; die in Wien tätige Archivarin Claudia Helbok arbeitet an einem Werkverzeichnis über Kauffmann.

1948 findet im Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz die zweite Angelika Kauffmann Ausstellung statt.

1968 Gedächtnisausstellung im Vorarlberger Landesmuseum Bregenz und im Österreichischen Museum für Angewandte Kunst in Wien; Peter S. Walch verfasst die erste Dissertation über Angelika Kauffmann an der Princeton University (NJ). Claudia Helbok publiziert ihre genealogisch fundierte Biographie, hat aber das Werkverzeichnis aufgegeben.

ab 1972 erlangen Kauffmanns Werke durch die Frauenforschung zunehmend  Aufmerksamkeit und werden in Künstlerinnen-Ausstellungen öffentlich präsentiert (Baltimore 1972, Los Angeles 1975, Berlin 1977 und 1987).

1982 beginnt Bettina Baumgärtel ihre Arbeit am kritischen Werkverzeichnis von Angelika Kauffmann

1985 eröffnet das Bündner Kunstmuseum in Chur den Angelika Kauffmann-Saal.

1987 errichtet die Gemeinde Schwarzenberg einen Museumsanbau für die Präsentation und die Wechselausstellungen der Werke von A. Kauffmanns, betreut von Alfons Bereuter.

1990 Gründung des Angelika Kauffmann Research Project AKRP durch Bettina Baumgärtel.

1992 Ausstellung von Werken Angelika Kauffmanns und Marie Ellenrieders im Vergleich, Konstanz, Städtische Museen Konstanz, Rosgartenmuseum; weitere Ausstellungen in Brighton, The Royal Pavilion, Art Gallery & Museum; Vaduz Liechtensteinische Staatliche Kunstsammlung und danach in Mailand, Palazzo della Permanente.

1994 stehen Kauffmanns Werke im Zentrum eines interdisziplinären Festivals zum Historischen Frauen-Kunst- und Kulturprojektes „…ihr werten Frauenzimmer auf!“ in Bremen mit einer Kauffmann-Ausstellung im Roselius-Haus.

Abb. 37 Iphigenie, Orest und Pylades, 1787, Kreidezeichnung, Weimar, Stiftung Weimarer Klassik, Goethe Nationalmuseum © Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 37 Iphigenie, Orest und Pylades, 1787, Kreidezeichnung
Abb. 38 Innenansicht der Cappella Colleoni, Bergamo © Foto Inken M. Holubec, Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 38 Innenansicht der Cappella Colleoni, Bergamo
Abb. 39 Familienbildnis Katharina P. Bariatinskaja, Ölskizze, 1791, Bregenz, vorarlberg museum © Bregenz, vorarlberg museum
Abb. 39 Familienbildnis Katharina P. Bariatinskaja, Ölskizze, 1791
Abb. 21 Selbstbildnis im Alter, um 1802, Privatsammlung © Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 21 Selbstbildnis im Alter, um 1802
Abb. 22 Johann Peter Kaufmann: Bildnis Angelika Kauffmann, Marmorbüste, 1808, Rom, Protomoteca Capitolina © Ausst. Kat. Neoclassicismo, Mailand 2007, S. 210
Abb. 22 Johann Peter Kaufmann: Bildnis Angelika Kauffmann, Marmorbüste, 1808

1995 im Rahmen des AKRP beginnt die systematische technologische Untersuchung für das kritische Werkverzeichnis und die Arbeit am Quellenkorpus mit einem Verzeichnis der Briefe von, an und über Angelika Kauffmann sowie anderer Lebensdokumente.

1997 startete die Zusammenarbeit mit der Restauratorin Inken M. Holubec.

1998/99 erste große „Retrospektive Angelika Kauffmann“ im Kunstmuseum Düsseldorf, Haus der Kunst in München und Bündner Kunstmuseum Chur, zusammen mit der Ausstellung „Verrückt nach Angelika. Porzellan und anderes Kunsthandwerk nach Angelika Kauffmann“, Hetjens-Museum, Düsseldorf, München und Chur, Rätisches Museum; eine weitere Ausstellung in der Accademia Nazionale di San Luca und im Istituto Nazionale per la Grafica, Rom (Abb. 40 Katalog der Retrospektive Angelika Kauffmann, Düsseldorf, Kunstmuseum, 1998).

2006 Gründung des Fördervereins Freunde Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg in Schwarzenberg, Vlbg.

2007 Eröffnung des Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg und Start einer Ausstellungsreihe; Gedächtnisausstellung im Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg und im Vorarlberger Landesmuseum Bregenz.

2010 wird in Moskau im Puschkin Museum die Sammlung der Malerei des 18. Jahrhunderts mit Gemälden von Angelika Kauffmann eröffnet (Abb. 41).

2013 die Website  www.angelika-kauffmann.de  nun online

2018/2019 Eröffnung der zweiteiligen Ausstellung „Angelika Kauffmann – Unbekannte Schätze aus Vorarlberger Privatsammlungen“, in der Kulturstiftung Dessau Wörlitz, im vorarlberg museum, Bregenz und im Angelika Kauffmann Museum, Schwarzenberg.

2020 Eröffnung der Ausstellung „Verrückt nach Angelika Kauffmann“ im Kunstpalast, Düsseldorf.

2024 geplante Ausstellung „Angelica Kauffman“ in der Royal Academy of Arts in London, Gastkuratorin Bettina Baumgärtel. Es ist die erste Ausstellung für das Gründungsmitglied nach mehr al 250 Jahren in der Royal Academy of Arts.

Zitierhinweis:
Baumgärtel, Bettina: Angelika Kauffmann – Chronologie, in: Angelika Kauffmann Research Project – online, https://www.angelika-kauffmann.de/chronologie/ [hier Abrufdatum einfügen]

Abb. 40 Ausstellungsraum der Retrospektive Angelika Kauffmann, Düsseldorf, Kunstmuseum, 1998 © Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 40 Ausstellungsraum der Retrospektive Angelika Kauffmann, Düsseldorf, Kunstmuseum, 1998
Abb. 41 Moskau, Puschkin Museum, Ausstellung Malerei des 18. Jahrhunderts 2010 © Bettina Baumgärtel, Archiv
Abb. 41 Moskau, Puschkin Museum, Ausstellung Malerei des 18. Jahrhunderts 2010